Ronald de Boer findet es nicht seltsam, dass Maurice Steijn das Vertrauen von Louis van Gaal genießt, sagt der ehemalige Fußballspieler in einem Interview mit De Telegraaf. Der 49-jährige Trainer steht unter großem Druck, da sich Ajax in einer noch nie dagewesenen Krise befindet.
Ajax verlor am Sonntag mit 3:4 gegen den FC Utrecht, was den Boden unter Steijns Füßen noch heißer werden ließ. Van Gaal wird über die Zukunft des aktuellen Trainers entscheiden müssen. „Ich denke, dass er im Prinzip hinter ihm steht. Man darf nicht vergessen, dass er als Ajax-Trainer 1991 anfangs auch eine sehr schwierige Zeit hatte“, begann De Boer.
Allerdings sei die Krise heute tiefer als damals, argumentiert De Boer. „Früher haben wir auch manchmal verloren. Aber dann hatte der Gegner zweimal aufs Tor geschossen, beide Bälle flogen rein und wir waren in der Kabine total desillusioniert, weil wir 90 Minuten lang überlegen waren. Jetzt ist jedes Spiel eine Lotterie, das ist für mich wirklich zum Haare raufen, weil jeder Gegner mindestens sechs Chancen bekommt.“
De Boer glaubt nicht, dass Ajax in nächster Zeit große Fortschritte machen wird, obwohl es ihm schwer fällt, mit dem Finger auf Steijn zu zeigen. „Diese Einschätzung liegt bei Louis, der sicherlich berücksichtigen wird, mit welchem Material er jetzt arbeiten muss. Van Gaal hatte 1991 eine junge, talentierte Gruppe, in der er eine Zukunft sah. Steijn muss sich mit einer Auswahl begnügen, die nicht seine ist. Ajax ist ein viel zu großes Risiko eingegangen, indem es 12 Spieler geholt hat, von denen man noch nicht weiß, ob sie letztendlich gut genug sind.“
Ajax hat im letzten Sommer 12 Spieler geholt, von denen bisher nur wenige einen positiven Eindruck hinterlassen haben. „Ich frage mich wirklich, welche der Einkäufe letztendlich in die Ajax-Jacke passen werden. In der zweiten Liga oder bei einem Absteiger zu spielen, ist etwas ganz anderes als bei Ajax, wo das Tempo viel höher und der Druck um ein Vielfaches größer ist. Und dreißig Meter nach vorne oder dreißig Meter nach hinten zu verteidigen ist auch ein Unterschied. Sven Mislintat scheint all das auf dem Transfermarkt ignoriert zu haben. Louis wird auch das Gefühl haben, dass man das Maurice nicht vorwerfen kann, denke ich. Und deshalb wird er ihm Zeit geben wollen, denn Geduld war auch für ihn vor über 30 Jahren entscheidend.“